No strangers beyond the pictures Das malerische Werk von Luka Kurashvili (*1985 in Tbilisi) entsteht aus dem dynamischen Zusammenspiel von genauer Beobachtung und flüchtiger Vision. Die eindringliche Qualität seiner Gemälde resultiert aus kontrastierenden malerischen Zuständen, die sich im Spektrum zwischen Wirklichkeitsnähe und expressivem Ausdruck entfalten. Ein fundamentales Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Freiheit wird in der Betrachtung der überwiegend großformatigen Leinwandarbeiten unmittelbar erfahrbar.
In ihnen herrscht eine Figürlichkeit vor, die der Maler zuvor in Skizzen oder Aquarellzeichnungen auf Papier kompositorisch anlegt. Die Motive entstammen beiläufigen Beobachtungen von banalen Handlungen und Zusammenkünften. Die Vorzeichnung wird in starken, oft mit Kohle verstärkten Konturen erkennbar, mit welchen der ehemalige Meisterschüler von Peter Doig die Figur im Bildgrund verankert. Seine Protagonisten findet Kurashvili in seinem engen Umfeld, es sind Freunde, Verwandte, Künstlerkollegen. Ausgehend von eigenen fotografischen Vorlagen, auf denen er bestimmte Figurenkonstellationen, sowie Körperhaltungen und Posen festhält, wählt er sein Bildpersonal wie bei einem Casting aus und führt einzelne Figuren dann wie in einer Collage zur Bildkomposition zusammen. In seiner malerischen Inszenierung alltäglicher Situationen übernimmt Kurashvili, Sohn eines Kameramannes, das Prozesshafte des Filmdrehs und die damit verbundene Spontaneität des Regisseurs, der eine Figur einfach von der Bildfläche verschwinden lassen kann.
Ähnlich sucht Kurashvili die Zufälligkeit des malerischen Prozesses zuzulassen, um die figürlichen und narrativen Zwänge zu umgehen und Handlungsspielräume zu erweitern. Insbesondere die Auflösung einzelner Bildbereiche in reine Malerei erweist sich als Akt künstlerischer Befreiung.
Manchmal kommt es vor, dass Kurashvili einen Eimer Farbe über eine bereits bemalte Leinwand ausschüttet, um das Bestehende, ja das Fest-Stehende gleichsam wieder zu verflüssigen und zu verändern. In derartigen impulsiven Aktionen malerischer Improvisation, die sich mitunter an Vorbildern wie Edvard Munch oder Henri Matisse orientieren, ergießt sich Farbe in Strudeln, läuft in Rinnsälen über die Bildfläche.
Mit dem organischen Fluss der Farben, die gleichsam unter seinen Fingern zerrinnen, lässt sich Kurashvili absichtlich von den ungelenkten Prozessen des Unterbewusstseins treiben. Durch die Eröffnung einer experimentellen Ebene malerischer Unbestimmtheit, bleibt das Verhältnis zwischen Figur und Grund oft uneindeutig.
Kurashvilis stets zwischen einem realitätsverbundenen Illusionismus und der reinen Imagination changierende Bilder reflektieren ein kraftvolles malerisches Anliegen, welches die Ebenen des malerischen Bildgrundes nicht einfach in abstrakter Reduktion auflöst, sondern mittels figürlicher Ausgestaltung zum Gegenstand einer komplexen Bildbefragung macht.
Luka Kurashvili`s aktuelle Ausstellung trägt den Titel "No strangers beyond the pictures". Wie der Name der Ausstellung schon vermuten lässt, handelt es sich bei den Protagonisten in Kurashvilis neusten Werken nicht um fiktive, fremde Personen, sondern um Freunde und Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld des Künstlers, welche er mit Orten und Umgebungen seiner Lebensrealität in Verbindung setzt.
Es handelt sich hierbei um Bar und Nachtclubszenerien wie z.B in "Yellow bar" und "Girl in the nightclub", In dem Bild "Rheinpark", der ein bekannter Ort in seiner Heimatstadt Düsseldorf ist, stellt Kurashvili eine Vielzahl ihm bekannter Menschen da, die an einem heißen Sommertag ihre Freizeit verbringen. Doch auch Einblicke in das Leben als Künstler offenbart Kurashvili dem Betrachter in "Before the show" zeigt der Künstler sich selbst, wie ihm ein Mitarbeiter vor seiner eigenen Ausstellung Wein nachschenkt.
Hinter Luka Kurashvilis aktuellen Bildern verbergen sich keinen tiefer gehenden Aussagen oder gesellschaftliche Statements. Es sind vielmehr wertfreie Momentaufnahmen und Intime Einblicke in sein eigenes Leben als Mensch und Künstler.
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